Weichenstellung für den Wirtschaftsstandort Lichtenberg

Große Anfrage 0915/VIII

Das Bezirksamt teilt Folgendes mit:

 

1.    Wie viele Anfragen zur Vermittlung von Gewerbeflächen in Lichtenberg in welchen Wirtschaftssparten erreichten das Bezirksamt im Jahr 2016 und 2017 jeweils?

Im Jahr 2016 sind 72, 2017 sind 89 und bis Oktober 2018 bereits 68 dokumentierte Anfragen zur Vermittlung von Gewerbeflächen neu eingegangen.


Bei der Dokumentation bleiben mündliche und telefonische Anfragen, auf die wegen der gesuchten Größe, Art der Nutzung oder anderer Merkmale bereits ohne Recherche keine Angebote in Aussicht gestellt werden können, unberücksichtigt.

Eine Anfrage im Jahr 2016 betraf ca. 200 Mieter eines Gewerbeobjektes am Blockdammweg, deren Verträge abliefen bzw. denen gekündigt wurde. Diese Anfrage wurde lediglich als „1“ dokumentiert.

Die eingehenden Anfragen betrafen alle Branchen und Größen, vom Einzelraum bis zum 30.000 Quadratmeter großen Grundstück.

 2.    In wie vielen dieser Fälle konnte die bezirkliche Wirtschaftsförderung jeweils tatsächlich vermitteln und welche Unternehmen in Lichtenberg sind konkret betroffen?

Von den oben bezifferten 229 Anfragen von 2016 bis Oktober 2018 wurden knapp 200 konkrete Angebote unterbreitet, in den meisten Fällen mehrere mögliche Standorte. Viele der anfragenden Unternehmen haben jedoch später von den Umzugsabsichten Abstand genommen und sind am Standort geblieben. 5 Unternehmen haben sich an ihrem Standort erweitern können und 10 haben neue Flächen in Lichtenberg von privaten Anbietern angemietet. 8 Unternehmen wurden landeseigene Flächen vermittelt.

Von den o.g. 200 Mietern am Blockdammweg konnte etwa der Hälfte ein Angebot vermittelt werden, auch in Nachbarbezirken.

Neuansiedlungen in Lichtenberg mit Unterstützung des Büros für Wirtschaftsförderung sind zum Beispiel das IKEA Customer Support Center GmbH mit 200 Arbeitsplätzen, die Ökotopia Handels- und Verlagsgesellschaft mbH, eine Kfz-Werkstatt aus Friedrichshain und VW Nutzfahrzeuge TradePort Berlin.


Bei 36 Anfragen war zwar kein Angebot in Lichtenberg möglich, jedoch wurde der Kontakt zu den anderen Bezirken und zur Berlin Partner GmbH hergestellt. In vielen Fällen erhält das Büro für Wirtschaftsförderung kein Feedback zur Nutzung der Angebote.


3.      Wie hoch ist dabei der Anteil von Unternehmen, die innerhalb von Lichtenberg einen neuen Standort suchten? Wie hoch der Anteil an Unternehmen aus anderen Bezirken und außerhalb von Berlin?

Da der aktuelle Firmensitz für die Unterstützung von Unternehmen bei der Standortsuche eigentlich nicht relevant ist und Anfragen oft per Email an das Büro für Wirtschaftsförderung gesandt werden, wurde der bisherige Standort nicht immer erfasst.

Eine Auswertung der erfassten Daten ergibt für 2016 die Nachfrage von 17 Lichtenberger Unternehmen, 15 weiteren Unternehmen aus Berlin und 7 auswärtigen Firmen.

Im Jahr 2017 waren es 12 Lichtenberger Anfragen, 26 aus Berlin und 13 von auswärtigen Firmen.


Seit 2018 wird der jeweils aktuelle Firmensitz des Nachfragenden erfasst, um eine bessere Evaluierung zu ermöglichen. Die Zahl der Anfragen aus Lichtenberg betrug bis Oktober 20, aus Berlin 30 und von außerhalb Berlins 18.


4.      Wie viele Unternehmen aus dem Bereich „produzierendes Gewerbe“ suchen nach Kenntnis des Bezirksamts aktuell einen Standort in Lichtenberg? Aus welcher Branche stammen diese?


und


5.Die Zahl der Industriebetriebe ist laut Wirtschaftsbericht 2017 aufgrund der Vermittlung von Standorten von 117 auf 131 gestiegen (Anteil an allen Betrieben 0,6 %, 2010 noch 0,7 %). Welche weiteren Vermittlungen gibt es aktuell?


Eine genaue Anzahl kann nicht benannt werden, da nicht alle Unternehmen über das Büro für Wirtschaftsförderung suchen.


Durch das Büro für Wirtschaftsförderung vermittelt, erhielten aktuell (September und Oktober 2018) 4 Unternehmen aus der Kfz-Branche, 3 aus dem Baugewerbe und 4 Handwerksunternehmen Angebote für einen Standort in Lichtenberg.


6.      Welche Grundstücke wurden von Unternehmen erworben? Welche Kaufabsichten gibt es nach Kenntnis des Bezirksamts aktuell?


Derzeitig liegen 17 Anfragen zum möglichen Erwerb von privaten Gewerbeflächen vor. In Vorhaben zum Kauf und Verkauf von privaten Grundstücken ist das Bezirksamt nicht involviert. Das heißt, ob Kontakt zu den Eigentümern aufgenommen wird und ob Verhandlungen aufgenommen werden, ist dem Bezirksamt nicht bekannt.

In den landeseigenen Gewerbegebieten Darßer Straße und Pablo-Picasso-Straße wurden seit 2016 zwei Grundstücke von Unternehmen erworben, um ihren bereits vorhandenen Standort zu erweitern. Zu den landeseigenen Gewerbeflächen wird jährlich im „Wirtschaftsbericht“ detailliert Auskunft gegeben.


7.      Auf welche Betriebe bzw. Unternehmer ist das Büro für Wirtschaftsförderung in den Monaten Januar bis Juli 2018 proaktiv zugegangen, um eine Ansiedlung in Lichtenberg anzustreben?

Die proaktive Ansprache von Unternehmen aus anderen Bundesländern oder aus dem Ausland bildet die Ausnahme im Rahmen der Arbeit des Büros für Wirtschaftsförderung. In 2018 waren das

-       VW Nutzfahrzeuge TradePort Berlin,

-       Harley Davidson,

-       Ökotopia Handels- und Verlagsgesellschaft mbH

Für die proaktive Ansprache zur Ansiedlung von (externen) Unternehmen nach Berlin zeichnet die Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH verantwortlich, die im Auftrag des Berliner Senats mit dieser Aufgabe zentral betraut ist und Unternehmen in enger Abstimmung mit der Senatswirtschaftsverwaltung und weiteren Partner wie u.a. der Investitionsbank Berlin bei ihrem Ansiedlungsprozess begleitet. Nicht zuletzt verantwortet Berlin Partner auch das weltweite Marketing für die deutsche Hauptstadt. Dabei vermarktet Berlin Partner im Rahmen der Ansiedlung die Stadt mit ihren12 Bezirken (darunter selbstredend auch Lichtenberg) stets als Ganzes. Ausgehend vom jeweiligen Anforderungsprofil des Investors (in puncto Branchenumfeld, Immobilie etc.) werden in den meisten Fällen verschiedenen Standorte in Berlin vorgeschlagen und geprüft. Letztlich obliegt die finale Ansiedlungsentscheidung für Berlin und damit im jeweiligen Bezirk dem Wunsch und Bedarf des Unternehmens. Berlin Partner unterstützt die Firmen bei diesem Entscheidungsprozess mit u.a. Informationen bei Förder-/Finanzierungsfragen, bei der Immobiliensuche oder bei der Personalrekrutierung.

Ergänzend besteht seit 2010 eine Kooperationsvereinbarung zwischen der bezirklichen Wirtschaftsförderung in Lichtenberg und Berlin Partner (BP): so werden seitdem im Rahmen des gemeinsam getragenen Unternehmensservice auch Bestandsunternehmen bei ihrer Entwicklung vor Ort gemeinsam aktiv unterstützt. Ausgehend von dieser erfolgreichen Zusammenarbeit sind für den Zeitraum 2010-2018 insgesamt rund 50 Unternehmensvorhaben bzw. Projekte dokumentiert, bei denen Unternehmen am Standort Lichtenberg durch dieses kooperative Modell zwischen Bezirks- und Landesebene aktiv unterstützt wurden (darunter befinden sich sowohl Ansiedlungen von außerhalb Berlins nach Lichtenberg, Verlagerungen innerhalb des Bezirks oder von einem anderen Bezirk nach Lichtenberg sowie Expansionen von Bestandsunternehmen im Bezirk Lichtenberg – ebenso wie Standortbetreuungs- und Standortsicherungsprojekte).

 

8.​In welchen Fällen konnte die bezirkliche Wirtschaftsförderung aufgrund mangelnder Flächen kein Vermittlungsangebot unterbreiten?

Wenn auf Anfragen keine Vermittlungsangebote in Lichtenberg unterbreitet werden konnten, wurde der Kontakt zu anderen Bezirken und zur Berlin Partner GmbH hergestellt.

Siehe auch die Antwort zu Frage 2.

Hauptsächlich betraf das den Kauf von Flächen, aber auch Miet-Flächen für die Kfz-Branche, Handwerk, Logistik, Wohngruppen und Trendsportarten.

Das Thema „Flächenknappheit“ ist vor dem Hintergrund gescheiterter Ansiedlungen oder Expansionen sehr differenziert zu betrachten, so dass sich hier keine exakte Zahl oder „Spannbreite“ benennen lässt. Zudem erheben das Büro für Wirtschaftsförderung Lichtenbergund Berlin Partner (BP) auch keine internen Statistiken hierüber, da die Gründe für das Scheitern von Projekten vielfältig sind und (aktueller) Flächenmangel ein Thema sein kann, in einzelnen Projekten aber mitunter nicht das ausschlaggebende. Deshalb wird hier eine eher qualitative Einschätzung gegeben darüber, wie sich der Immobilienmarkt mit Blick auf einzelne Gewerbeflächen und Nutzungsbedarfe aus Bezirksamts- und BP-Sicht am Standort darstellt.

Es ist aktuell insbesondere schwierig, Unternehmen mit einem hohen Logistikanteil zu bedienen. So ist ein starker Anstieg von Geschäftsmodellen im Online-Handel wahrzunehmen. Bei hohen Lieferverkehren und 24-Stunden-Betrieb kommen häufig nur wenige Flächen in Frage, welche sehr überschaubar in Berlin sind. Unternehmen mit einer Produktion und hohem Lageranteil sowie Logistik benötigen ebenfalls oft eine Fläche, auf der ein hohes Störpotenzial möglich ist. Ergänzend ist anzumerken, dass Bau- und Bau-Nebengewerbe, Kfz-Werkstätten sowie Logistik jene Branchen sind, die mit ihren Nutzungsbedarfen immer schwieriger ihre Vorhaben realisieren können. Sie zeichnen sich eher durch eine flächenextensive Nutzung aus (Beispiele: Gerüstbauer, Betonwerk). Dies stellt die Wirtschaftsförderung bei der Unterstützung der Unternehmen vor Herausforderungen.


9.      Welche Faktoren außer Flächenknappheit sieht das Bezirksamt, die Ansiedlungen von Unternehmen in den vergangenen Jahren erschwert haben?

Die Interessen von Eigentümern an einer Umnutzung von Gewerbeflächen in renditestärkere Nutzungsarten außerhalb des Gewerbes stehen der Ansiedlung von Unternehmen entgegen.

Die daraus resultierende fehlende Planungssicherheit (z.B. durch kurzfristige Mietverträge) behindert Investitionen (Neuansiedlung, Erweiterung).

Landeseigene Gewerbeflächen werden grundsätzlich nur noch im Erbbaupachtverhältnis vermarktet, Unternehmen wünschen aber den Kauf. Die Konditionen in den Erbbaupachtverträgen werden von den Unternehmen oft als unannehmbar empfunden.


10.   Welche Potentialflächen für Wirtschaftsansiedlungen im Bezirk sieht das Bezirksamt aktuell noch?

Potenzialflächen für Wirtschaftsansiedlungen sind:

-       Rhinstr. 137, 137A, 139

-       das ehemalige Konsumgelände

-       leerstehende Flächen privater Eigentümer im Gewerbegebiet Herzbergstraße

-       Gewerbegebiet Buchberger Straße

Einzelne Eigentümer planen eine Nachverdichtung auf ihren Arealen, z.B. in der Wollenberger Str. 2, Vulkanstr. 13 und Blockdammweg 39-59.

 

Weitere Flächenpotentiale bieten die Gewerbegebiete Darßer Straße und Pablo-Picasso-Straße. Diese Gewerbegebiete wurden mit GRW-Mitteln erschlossen, weswegen engere Anforderungen für ihre Nutzung an die interessierten Unternehmen gestellt werden.


11.Welche Anstrengungen unternimmt die bezirkliche Wirtschaftsförderung, die bestehenden freien Potentiale im Rahmen des wachsenden Bezirks auszunutzen?

Das Büro für Wirtschaftsförderung unterstützt und begleitet Eigentümer privater Flächen bei der Planung, Umsetzung und Vermietung ihrer Flächen (siehe auch Frage 10) und Bestandsimmobilien.

Beispielhaft genannt sei die Begleitung des Projektes Josef-Orlopp-Straße 37 von den ersten Planungen der Projektentwickler, Abstimmungen mit den Fachämtern bis zur Unterstützung bei der Vermietung. Der neu entstandene Gewerbehof war bereits Monate vor der Fertigstellung vollständig vermietet.


Weitergehend werden Unternehmen bei der Ansiedlung auf landeseigenen Flächen vom Büro für Wirtschaftsförderung im Rahmen des Ansiedlungsmanagements von der ersten Anfrage bis zum Umzug und darüber hinaus in allen Fragen begleitet.

Die Beratung zu möglichen Fördermitteln und Arbeitskräfterekruting sind immanenter Bestandteil der Betreuung.

§37(3) BezVG bildet die Grundlage der Arbeit des Büros für Wirtschaftsförderung im Sinne der Fragestellung. Hier ist die Zusammenarbeit bei „wirtschaftlich bedeutsamen Planungen“ intern und extern beschrieben und die Rolle als „bezirkliche Anlauf- und Koordinierungsstelle für Unternehmen und Investoren“ fixiert.

Das Büro für Wirtschaftsförderung hat eine Erhebung zum Verlust von gewerblich nutzbaren Flächen im Bezirk zwischen 1995 und 2017 gemacht. Im Wirtschaftsbericht 2017 (DS/0646/VIII) ist das Ergebnis dargestellt. Es wurde im Dezember 2017 dem Wirtschaftsausschuss der BVV vorgestellt.


Die Erhebung fand Eingang in einen Bericht der Wirtschaftsförderungen aller Berliner Bezirke, der sich mit den Folgen der zunehmenden Flächenknappheit für Gewerbebetriebe befasste und Handlungsoptionen aufzeigt. Dieser Bericht wurde den wirtschaftspolitischen Sprechern im Abgeordnetenhaus vorgetragen und die Handlungsoptionen wurden vom Rat der Bürgermeister aufgegriffen. Wir erwarten, dass sie auch bei der Erarbeitung das StEP Wirtschaft Beachtung finden.

Das Büro für Wirtschaftsförderung setzt sich u.a. auch auf diesem Wege für den Erhalt vorhandener Potenzialflächen für Gewerbe ein, gegen Umnutzungsabsichten insbesondere auch von privaten Eigentümern – nicht immer erfolgreich.

 

 12.   Im Jahresbericht 2017 des Bezirksamts wird von der Gründung des „Lichtenberger UnternehmerRats“ berichtet. Welche dort erwähnte „strategische Planung“ ist bisher erfolgt? Welche Funktion hat der „Lichtenberger UnternehmerRat“ bei zukünftigen Wirtschaftsansiedlungen?

 

Der UnternehmerRat hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Zusammenarbeit der verschiedenen Netzwerke der Lichtenberger Wirtschaftsunternehmen sowohl untereinander als auch mit dem Bezirksamt deutlich zu verbessern.

Um dieses Ziel zu erreichen, wurde ein Aktionsplan verabschiedet, der regelmäßig fortgeschrieben wird. Dieser regelt die weitere Zusammenarbeit. Er sieht unter anderem vor, dass die Wirtschaftsvertreter an den Sitzungen von Gremien und Ausschüssen im Rathaus teilnehmen.

In den verschiedenen Gremien sollen die Interessen der Lichtenberger Unternehmen stärker hörbar gemacht werden. Beispielhaft ist hier die Entwicklung des Gewerbestandortes Herzbergstraße zu benennen.

Gemeinsam werden neue Veranstaltungsformate und Projekte zur Stärkung des Lichtenberger Wirtschaftsstandortes entwickelt, so wird die strategische Zielsetzung der Wirtschaftspolitik mitgestaltet.

Das Netzwerk kann kontinuierlich ausgebaut werden. Interessenten sind herzlich willkommen.

Im September 2018 sind Vertreter des UnternehmerRates und Lichtenberger Unternehmer gemeinsam mit Vertretern des Bezirksamtes Lichtenberg zu einem Gedankenaustausch mit dort ansässigen Unternehmen nach Wien gefahren.

Der UnternehmerRat trifft sich mindestens drei Mal im Jahr im Rathaus zum Austausch und zur Planung seiner Aktivitäten. Dazwischen gibt es viele individuelle Kontakte zwischen den einzelnen Akteuren.

Der UnternehmerRat hat keine aktive Funktion in Bezug auf Wirtschaftsansiedlungen im Bezirk. Eine wichtige Rolle wird ihm als Multiplikator zuteil.


13.   Welche Gründe kennt das Bezirksamt für den augenscheinlichen Leerstand in Gewerbegebieten, etwa am Blockdammweg, an der Pablo-Picasso-Straße, an der Buchberger Straße oder südlich der Landsberger Allee?

Für die Flächen südlich des Blockdammweges läuft aktuell das Bebauungsplanverfahren 11-47ba Parkstadt Karlshorst (DS/0542/VIII am 18.01.2018 von der BVV zur Kenntnis genommen). Vorgesehen ist die Festsetzung als allgemeines Wohngebiet, Gewerbegebiet, von Gemeinbedarfsflächen (Gartenarbeitsschule, Schule), Grünflächen und Verkehrsflächen. Die geplanten Gewerbeflächen am Blockdammweg sind für die Versorgung und Dienstleistungen für die künftigen Bewohner vorgesehen, also nicht für Gewerbe mit Störpotenzial, Produktion, Handwerk, produktionsnahe Dienstleistungen etc..

Für den Bereich Buchberger Straße wurde im Juli 2018 vom Bezirksamt der Bebauungsplan 11-163 Gewerbepark Buchberger Straße aufgestellt (Aufstellungsbeschluss). Die wesentlichen Planungsziele sind Festsetzung eines Gewerbegebiets, Gliederung des Gewerbegebiets nach städtebaulichen Gesichtspunkten, Sicherung von Verkehrsflächen und einer öffentlichen Grünfläche. Anlass für die Aufstellung des Bebauungsplans ist die Absicht des Eigentümers, auf einer Fläche von ca. 39.000 m2 ein Gewerbeensemble mit Büronutzung mit ca. 111.000 m² BGF für ca. 5.000 Arbeitsplätze zu errichten. Das Ergebnis des in einem Vorbescheidsantrag geprüften Vorhabens nach den geltenden planungsrechtlichen Zulassungskriterien des § 34 Abs. 1 BauGB ergab, dass das Vorhaben, resultierend aus der Größe und den städtebaulichen Auswirkungen, planungsbedürftig ist.

Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz hat mit Stellungnahme vom 26.04.2018 aus verkehrsplanerischer und verkehrstechnischer Sicht grundsätzliche Bedenken gegen das Erschließungskonzept des Vorhabens geäußert. Es bedürfe einer umfassenden verkehrlichen Untersuchung einschließlich der Prognosebetrachtung und weiterer Überlegungen zur Anbindung des Gewerbestandortes.

Der Aufstellungsbeschluss wurde von der BVV am 30.08.2018 zur Kenntnis genommen.

Südlich der Landsberger Allee – neben Höffner – entsteht ein Sconto-Markt.

Auf dem Gelände von IKEA gibt es Planungen zur Verdichtung durch den Bau eines „IKEA Fynd“ mit Nutzung für Workshops.

Die Areale im Gewerbegebiet entlang der Pablo-Picasso-Straße befinden sich in der aktiven Vermarktung. Die ca. 63.000 m² werden als Potenzial- und Entwicklungsflächen für verarbeitende Unternehmen definiert.

 

14.   Wie groß ist der Leerstand nach Kenntnis des Bezirksamts in den genannten Gebieten und an Gewerbeflächen insgesamt konkret?

Die Areale der großen Gewerbeflächenvermieter im Bezirk wie z.B. INTECH Verwaltungsgesellschaft mbH, Gewerbehof Hauptstr. 13, Kuthe Gewerbehof Blockdammweg 39-59, Topas Dienstleistungen in der Vulkanstr. 13 sind vollständig vermietet. 

Ungenutzte Flächen in nennenswerter Größenordnung finden sich nur dort, wo die Eigentümer andere Ziele verfolgen, als es das aktuelle Planungsrecht zulässt.

Eine Statistik über Leerstand/Vermietungsstand für die gesamten gewerblich nutzbaren Flächen im Bezirk – etwa 565 Hektar – wird nicht geführt. Dabei handelt es sich lediglich um die Summe der Grundstücksfläche. Die gewerblich nutzbare Fläche in Gebäuden auf mehreren Ebenen ist darin nicht enthalten.


15.   Welches waren die größten Ansiedlungserfolge der bezirklichen Wirtschaftsförderung in den vergangenen drei Jahren gemessen an der Mitarbeiterzahl der angesiedelten Unternehmen?

 

-       Greif Berlin GmbH & Co. KG

-       IKEA Customer Support Center GmbH

-       Dopa Entwicklungsgesellschaft für Oberflächenbearbeitungstechnologie mbH

-       Deutsche Post – einer der größten Verwaltungsstützpunkte

-       Neuer Gewerbepark in der Josef-Orlopp-Str. 37 noch vor Fertigstellung im Herbst 2016 vollständig vermietet, Mieter u.a. Veranstaltungs- und Konferenztechnik aus Weißensee, Großhandel für Maler und Handwerk

Das Bezirksamt ist nicht autorisiert, die konkreten Arbeitsplatzzahlen zu veröffentlichen.


16.   Laut Wirtschaftsbericht 2017 gehören zum Betriebsbestand auch Betriebe mit mehr als 250 Beschäftigten. Welche sind dies konkret? 

 

-       G & S Gebäude- und Sicherheitsservice GmbH

-       HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH

-       Evangelisches Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge gGmbH

-       Sana Klinikum Lichtenberg

-       BVG Betriebshöfe Lichtenberg, Leitzentrale U-Bahn und Oberfläche

-       Coca Cola European Partners Deutschland GmbH

-       ICE Werk Rummelsburg

-       LWB - Lichtenberger Werkstatt für Behinderte gGmbH

-       IKEA Deutschland GmbH & Co. KG, Standort Lichtenberg

-       Höffner  Möbelgesellschaft GmbH & Co. KG, Standort Lichtenberg

-       Elpro GmbH

-       GIP Gesellschaft für medizinische Intensivpflege mbH

-       Berliner-Kindl-Schultheiss-Brauerei GmbH

-       Greif Berlin GmbH & Co. KG

-       Drei Köche GmbH

-       MÜTRA Objektmanagement GmbH

-       Autodoc GmbH

-       Werner Neumann Reinigungsservice GmbH

-       FSD LWerk Berlin Brandenburg gGmbH (Lankwitzer Werkstätten)

-       Deutsche Post AG, Standort Lichtenberg

-       andel´s Berlin Hotelbetriebs GmbH (Vienna House Andel`s Berlin)

-       BerlinerLuft. Unternehmensgruppe

-       Elite Personalservice für kaufmännisches und gewerbliches Personal Unternehmen für Zeitarbeit GmbH DKB Service GmbH

-       bbw Akademie für Betriebswirtschaftliche Weiterbildung GmbH Zuumeo GmbH 

-       Hochschule für Technik und Wirtschaft

-       Unternehmensgruppe Dr. Eckert GmbH

-       Autohaus Möbus GmbH

-       Menüpartner GmbH

 

 

17.   Ist dem Büro für Wirtschaftsförderung bekannt, welche Unternehmen konkret von Kündigungen ihrer Gewerbeflächen bedroht sind? Welche Gründe sind dafür zu nennen? Konnte das Bezirksamt Gespräche mit den Eigentümern führen?

 

Konkret bedrohte Unternehmen sind:

-       Unternehmen am Standort Sewanstr. 2 u.a. eine Schlosserei (geplanter Wohnungsbau)

-       27 Unternehmen am Standort Straße Am Heizhaus – Aufgabe des Gebietes für Ausgleichsflächen zugunsten des Wohnungsbaus

-       Unternehmen am Standort Rhinstr. 137 - Vermieter plant Wohnungsbau

-       Unternehmen mit Sitz in der Goeckestraße 32-34 – vollständige Aufgabe des Gewerbegebietes um Wohnungsbau zu realisieren

-       Unternehmen am Standort Blockdammweg (südliche Seite) – große Teile des Gewerbegebietes wurden für ein Wohnungs- und Schulneubauprojekt umgewidmet und Gewerbe nur noch als Handel und haushaltsnahe Dienstleistungen definiert

-       Mühlengrund Kündigung aller Mieter wegen Vorhaben Wohnungsbau

 

Sofern Kompromisse zwischen den Zielsetzungen der Vermieter und Mieter möglich erscheinen, werden Gespräche mit den Vermietern bzw. Eigentümern geführt. Bei einem grundsätzlich von gewerblicher Nutzung abweichendem Entwicklungsinteresse des Eigentümers ist das nicht der Fall.


18.   Welche Unternehmen haben Lichtenberg verlassen (von Jan. 2017 bis heute), nach Sparten sortiert? Welche Gründe dafür sind dem Bezirksamt bekannt?


Eine Aufstellung aller Unternehmen, die Lichtenberg verlassen haben, kann nicht erstellt werden, diese Angaben sind aus der Gewerbedatenbank nicht zu ermitteln.

Unternehmen wählen Standorte nicht nach dem Bezirk aus, sondern wählen eine Stadt /ein Bundesland und darunter nach weiteren Faktoren entsprechend ihrem individuellen Ranking.

Wenn ein Lichtenberger Unternehmen aus internen oder externen Gründen einen neuen Standort sucht, findet diese Suche nicht ausschließlich innerhalb der Bezirksgrenze statt. Wenn dafür die Unterstützung des Büros für Wirtschaftsförderung gewünscht wird, erhält das Unternehmen zu allererst Angebote innerhalb Lichtenbergs. Sollte keine passende Fläche zu finden sein, werden andere Bezirke einbezogen, insbesondere in Kooperation mit der Berlin Partner GmbH.

Die Gründe dafür, dass Angebote nicht passen sind vielfältig:

-       Die Miete ist zu hoch.

-       Es wird nur Kauf gewünscht.

-       Die Lage gefällt nicht.

-       Der Vermieter will diese Branche nicht.

-       Die Räume sind nicht attraktiv.

-       Die Nachbarschaft passt nicht.

-       Eine spezielle Ausstattung ist nicht vorhanden.

-       U.a.m.

Was letztlich wirklich entscheidend für die Standortwahl außerhalb Lichtenbergs war, gehört zu den Betriebsinterna und wird dem Bezirksamt in der Regel nicht mitgeteilt.

Mitunter können bzw. sollen keine Angebote in Lichtenberg gemacht werden, weil z.B.:

-       Synergien oder Fusionierungen mit Unternehmen in anderen Bezirken oder Bundesländern den Ortswechsel erfordern.

-       Der Inhaber näher an seinen Wohnort möchte o.ä.

-       Interessante Kaufoptionen für Grundstücke in Brandenburg bestehen.

Aus Datenschutzgründen können die Gründe für die Standortwechsel im Rahmen der Beantwortung dieser Großen Anfrage nicht öffentlich aufgeführt werden. Sie können aber gerne z.B. im Rahmen einer Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Arbeit, Soziales und Gemeinwesen erläutert werden.


19.   Welche Art von Mischgebieten (Wohnen und Gewerbe) gibt es in Lichtenberg (grobe Auflistung)?

Der Begriff Mischgebiet ist in § 6 der Baunutzungsverordnung (BauNVO) wie folgt definiert: Mischgebiete dienen dem Wohnen und der Unterbringung von Gewerbebetrieben, die das Wohnen nicht wesentlich stören.

Dabei müssen die beiden Nutzungsarten in einem gut erkennbaren Umfang vertreten sein, um nicht eine Qualifizierung der betreffenden Gebiete z.B. als Wohn- oder Gewerbegebiete zu erreichen.

Der derzeitige Nutzungsdruck durch die private Grundstücksentwicklung lastet mehr auf der Entwicklung von Wohngebieten. Alternativ werden kompakte Bürodienstleistungsstandorte geplant, die den Kerngebieten entsprechen.

Mischgebiete im Bestand sind vorwiegend in den Dörfern Malchow, Wartenberg und Falkenberg anzutreffen, nachdem die land- und forstwirtschaftliche Produktion stark zurück-gegangen ist.

Die übrigen, in denen die Festsetzung von Mischgebieten häufig mangels konkreter Entwicklungsperspektiven etwa bis vor 8 Jahren verfolgt wurde, sind heute eher für Wohnungsbau vorgesehen. Die Übersicht der festgesetzten Bebauungspläne ist beigefügt (siehe Anlage).


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